In der JOHANNISKIRCHE Dessau präsentieren wir am 16. September 2023:
Das Gesamtwerk für Tasteninstrumente ERMIS THEODORAKIS – Orgel, Cembalo und Klavier –
3 Instrumente (Klavier, Cembalo und Orgel), 8 Werke, 110 Minuten Musik und 1 Musiker Ist es verrückt, das Gesamtwerk für Tasteninstrumente spielen zu wollen? Ja! Ist es eine übermenschliche Herausforderung? Nein! Ist es eine einzigartiges Projekt in der Karriere eines Xenakis-Spezialisten? Definitiv! Ermis Theodorakis
Zum 101. Geburtstag des griechischen Komponisten Iannis Xenakis möchten wir mit XENAKIS 101 besonders auf sein Werk für Tasteninstrumente solo aufmerksam machen. Zum ersten Mal werden alle Werke dieser Kategorie in einem Konzert zusammen präsentiert: Der Pianist Ermis Theodorakis, Landsmann von Xenakis und von diesem zu Lebzeiten zum „idealen Interpreten“ seiner Musik erklärt, spielt auf seinem eigenen Cembalo und auf der großen Orgel der Johanniskirche in Dessau. Das Klavierwerk erklingt auf einem großen D-Flügel, den uns die Firma C. Bechstein Leipzig zur Verfügung stellt!
Iannis Xenakis (1922-2001)
- KHOAI für Cembalo (1976), NAAMA für Cembalo (1984)
- GMEEOORH für Orgel (1974)
- SIX CHANSONS (1951), HERMA (1961), EVRYALI (1973), MISTS (1981), À R. (Hommage à Ravel) (1987) für Klavier
Ermis Theodorakis – Cembalo, Orgel, Klavier
Mario Cosimo – Moderation und Assistenz Registratur Orgel
Ermis Theodorakis wurde 1979 in Athen, Griechenland geboren; dort studierte er Klavier bei Nilyan Perez-Ioannidis, Komposition bei Yannis Ioannidis sowie Musikwissenschaft an der Athener Universität. Es folgten Aufbaustudien Klavier bei Håkon Austbø am Amsterdamer Konservatorium und Komposition bei Claus-Steffen Mahnkopf an der Hochschule für Musik und Theater Leipzig. 2016 erlangte er den Doktortitel an der Athener Universität mit seiner Dissertation über das Material und die Techniken des Komponisten Michael Adamis (1929-2013).
Seit dem Anfang seiner Karriere in 1994 zeigte er eine besondere Affinität zur neuen Musik, insbesondere zu deren komplexeren ästhetischen Richtungen. In diesem Bereich des Repertoires hat er Klaviersoloabende in den meisten europäischen Ländern sowie in den Vereinigten Staaten, Kanada, China, Südamerika (Chile, Brasilien, Argentinien) und Ghana präsentiert. Als Solist wirkte er mit verschiedenen Orchestern und Ensembles – wie das Athener Staatsorchester, die Buenos Aires Philharmoniker, das Nederlands Kamerorkest, das AGON Orchester (Prag), das Griechische Ensemble zeitgenössischer Musik, das „United Instruments of Lucilin“ (Luxemburg), das Ensemble SurPlus (Freiburg), das Ensemble LINEA (Straßburg) – und mit Dirigenten wie Arturo Tamayo, Peter Eötvös, Jean-Philippe Wurtz, Theodor Antoniou, Miltos Logiadis, zusammen.
Er hat zahlreiche Werke von lebenden Komponisten unterschiedlicher Generationen uraufgeführt; einige davon sind speziell für ihn komponiert bzw. ihm gewidmet. Er hat mit wichtigen zeitgenössischen Komponisten wie Iannis Xenakis, Brian Ferneyhough, Claus-Steffen Mahnkopf, Mark Andre, Frank Cox, zusammengearbeitet.
Seine Aufnahmetätigkeit besteht aus acht solo-CDs, die das Gesamtklavierwerk von Iannis Xenakis, Claus-Steffen Mahnkopf und Yorgo Sicilianos sowie Werke von Komponisten der Zweiten Wiener Schule, Yannis Ioannidis, Dániel Péter Biró und verschiedenen griechischen Komponisten befassen. Aufnahmen von Einzelwerken wie Iannis Xenakis‘ Evryali und Synaphaï, oder Mark Andre’s Un-Fini III sind in größeren CD-Sammlungen neuer Musik veröffentlicht.
Ermis Theodorakis hat seit 1996 über 20 Werke für Soloinstrumente und verschiedene kammermusikalische Besetzungen komponiert, die in Deutschland, Griechenland, Holland, Belgien, Ζypern und Chile aufgeführt wurden.
Er hat Seminare, Workshops und Reading Sessions über verschiedene Aspekte der zeitgenössischen Aufführungspraxis an akademischen Institutionen in Deutschland, Griechenland, dem Vereinigten Königreich, Brasilien, Chile und Kanada gehalten. Seit 2017 ist er Lehrbeauftragter für Gegenwartsmusik an der Hochschule für Musik und Theater Leipzig.
Seine Leistung im Bereich der neuen Musik – sowohl als Pianist als auch als Komponist – wurde durch mehrere Preise und Stipendien gewürdigt, wie der UNESCO-Preis für sein Engagement für die griechische zeitgenössische Musik, Stipendien der A.S.-Onassis-Stiftung, die SACEM- und Boucourechliev-Preise beim 7. Klavierwettbewerb in Orléans. Iannis Xenakis erklärte ihn bereits in 1998 als idealen Interpreten seiner Musik.
Der Komponist und Architekt Iannis Xenakis wurde 1922 in Rumänien geboren, wanderte 1932 mit seinen griechischen Eltern nach Griechenland aus, studierte 1940-46 Ingenieurswissenschaften in Athen und engagierte sich im Widerstandskampf gegen die Nazi-Besatzung und im anschließenden Bürgerkrieg, erlitt eine schwere Gesichtsverwundung, die fortan als tiefe zerklüftete Narbe seine linke Gesichtshälfte entstellte und ihn sein linkes Auge kostete. Er geriet in Gefangenschaft, wurde zum Tode verurteilt, flüchtete und ging 1947 als politischer Flüchtling nach Paris. Dort wurde er für 12 Jahre Assistent des Architekten Le Corbusier, mit dem er u.a. den Philips-Pavillon der Brüsseler Weltausstellung 1958 entwarf. Hier arbeitete er mithilfe hyperbolischer Kurven, die er bereits für seine erste Komposition Metastasis für einundsechzig Instrumente benutzt hatte. Die Uraufführung dieses Werks bei den Donaueschinger Musiktagen 1955 unter der Leitung von Hans Rosbaud brachte Xenakis den Durchbruch an die Spitze der internationalen Szene der Neuen Musik. Seine kritische Haltung zur seriellen Schule der Neuen Musik seit den 1950er Jahren führte dazu, dass seine Werke in Deutschland lange Zeit nur selten aufgeführt wurden. 1965 erhielt er, auch dank der Unterstützung durch Georges Pompidou, die französische Staatsbürgerschaft. In den folgenden drei Jahrzehnten entstanden neben zahlreichen Kompositionen auch viele Essays und Analysen eigener und fremder Werke. 1968 war er mit Nuits, einem Chorwerk, auf dem Schiras-Festival, dem ersten und einzigen Festival für Moderne Kunst im Iran vertreten. Das Stück war allen politischen Gefangenen gewidmet. Xenakis war einer der bedeutendsten Komponisten und Theoretiker des 20. Jahrhunderts, Hinweise zu Werk und Sekundärliteratur sind z.B. auf Wikipedia zu finden. Iannis Xenakis starb im Februar 2001 in Paris.
Unser Konzert XENAKIS 101 präsentiert zum ersten Mal alle Werke Xenakis‘ für Tasteninstrumente in einem Programm! Niemand anderes als Ermis Theodorakis hat dieses Wagnis bislang unternommen.
Wir bedanken uns für die wunderbare Zusammenarbeit mit der Johanniskirche Dessau und dem Kirchenmusiker Matthias Pfund!
Wir danken C. Bechstein Leipzig und Herrn Marko Goldstein für die Gestellung des Konzertflügels!

Die Konzertreihe „Neue Musik im Fläming 2023“ wird gefördert vom Land Sachsen-Anhalt und von LOTTO Sachsen-Anhalt!