Außer der Reihe: Samstag, 20. Juni 2020
Der allwissende Taugenichts
Lesung mit Christian Schulteisz
Christian Schulteisz liest aus seinem Roman über den Autor, Übersetzer, Komponisten, Wanderer, Philosophen und Ekstatiker Hans Jürgen von der Wense, der dieses Frühjahr im Berenberg Verlag erschienen ist.
Anschließend gibt es reichlich Möglichkeit zur Diskussion beim gemeinsamen Essen mit dem Künstler und allen Gästen!
Gefördert vom Hessischen Literaturforum im Mousonturm e.V.
Man kann nicht alles Mögliche machen, irgendwann muss man sich entscheiden und etwas werden! – Muss man?
Hans Jürgen von der Wense (1894-1966) komponierte, kartographierte, wanderte durch Deutschland und forschte zur Lokalgeschichte, zur Mineralogie, aber auch zum alten China, übertrug afrikanische Sprüche, lateinamerikanische Sagen, altarabische Gedichte, schrieb Essays über das Stehen, über das Schaukeln – ein von Mäzenen geförderter Privatgelehrter.
Man könnte auch sagen, ein Taugenichts.
1943 allerdings muss er taugen und landet bei Göttingen in den Physikalischen Werken, wo er Radiosonden für den militärischen Wetterdienst prüft: Feinmechanik statt Astrologie und Astronomie; russische Zwangsarbeiterinnen statt kolumbianischer Mondmythen.
Der Roman ist inspiriert von Wenses Aufzeichnung und begleitet ihn auf seinen ekstatischen Wanderungen, vorbei an den Ruinen mittelalterlicher Burgen, aber auch an denen frisch zerstörter Städte, alles wird Teil seiner, wie er es nennt, dilarenten Weltphantasie!
Bis er morgens wieder zur Arbeit muss.
»Ein großartiges Buch, ganz ohne Überflüssiges, das dem fiebrigen Rhythmus der Allwissbegier eines fragilen Lebens in zerbrechenden Zeiten folgt.«
Erhard Schütz, Das Magazin
»Am Ende hofft man, sich von Wenses Blick in die Welt etwas bewahren zu können.«
stern
»… ein präzises, manchmal auch witziges, immer aber spannungsreiches Portrait eines Freigeistes in unfreien Zeiten.«
hr2 Kultur

Christian Schulteisz wurde 1985 in Gelnhausen geboren und ist Autor von Erzählungen und Hörspielen. Seine Texte wurden in den Literaturzeitschriften SpritZ, Edit und Am Erker veröffentlicht, seine Kurzhörspiele auf SWR 2, BR 2 und Deutschlandradio gesendet. Sein Stück »Stampferhonig« war 2014 für den Preis des Leipziger Hörspielsommers nominiert. 2016 gewann er mit »Alles was«, einem Hörspiel aus Buchtiteln, beim Ideen-Wettbewerb des Bayerischen Rundfunks und war 2017 mit seiner Erzählung »Hunger auf Schienen« für den Open Mike nominiert. Er nahm an den Schreibwerkstätten des Literarischen Colloquiums Berlin und der Jürgen-Ponto-Stiftung teil und erhielt 2017 das Arbeitsstipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg. Christian Schulteisz studierte in Leipzig am Deutschen Literaturinstitut und lebt seit 2016 in Stuttgart.
„Wense“ ist sein Romandebüt.
http://www.schulteisz.de/
