Im MAUSOLEUM IM TIERPARK DESSAU präsentieren wir in einer erweiterten Neuinszenierung:
HIERGEWESEN – VOKALTHEATER VON CHRISTINE NAGEL
Premiere am Samstag 24. August 2024 um 20 Uhr.
Weitere Vorstellungen Freitag 30. August um 20 Uhr – Samstag 31. August um 20 Uhr – Sonntag 1. September um 20 Uhr.
Einlass jeweils ab 19:30 Uhr Ausstellung und Klang-Seideninstallation am 1.9. im Rahmen des Tierparkfestes. Das Mausoleum ist an diesem Tag von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Eintritt zu den Abendvorstellungen jeweils 20€ / 10€ (<18).
AN DER ABENDKASSE IST NUR BARZAHLUNG MÖGLICH!!! Vorverkauf per Banküberweisung unter info@oaksmus.de
Ich liebe dich / wie Apfelmus / so zärtlich / wie Spinat
mein Herz / schlug wie /
ein Pferdefuß / wenn ich / dich seh / du Ast
An den Wänden der Kuppel-Galerie des Mausoleums im Tierpark Dessau befindet sich ein ungehobener Schatz: Inschriften und Zeichnungen von Menschen jeden Alters und vieler Nationalitäten – Spaßvögel, Verliebte, Rüpel, Soldaten, überlebende Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter –, entstanden vor allem in den ersten Tagen und Jahren nach dem 2. Weltkrieg. Diejenigen, die die Stufen der 43 Meter hohen Kuppel erklommen, bezeugten einen besonderen Moment in ihrem Leben. In den persönlichen Handschriften und Kritzeleien spiegelt sich konkrete Nachkriegsgeschichte und die zeitlose Sehnsucht der Menschen nach einer Zukunftsaussicht.

Für alle, die hier ihre Kürzel hinterlassen haben, gilt: Irren ist menschlich. So ist die Inszenierung trotz ihrer historischen Einbettung auch ein Spiegel des immerwährenden menschlichen Irrtums.
Wir bringen Licht in die „Geschichte“ und lassen zu Wort kommen, was sich in die Wände eingeschrieben hat.

„Aus diesem Tempel kann man ein schönes großes Haus machen.“ (Inschrift in russischer Sprache).
Das Ensemble des Vokaltheaters, darunter Jugendliche aus Dessau und Coswig, bespielt den akustisch eindrucksvollen Raum von oben bis unten und bringt ihn zum Klingen. Die Inschriften, die aus konservatorischen Gründen nicht zugänglich sind, werden im Moment der Aufführung sichtbar und hörbar. Die Sprüche und Gedanken werden lebendig, bekommen Gesicht, Stimme und Gefühl. Die Seidenkunst des japanischen Bühnenbildners Koho Mori-Newton taucht das Zentrum des Raums in ein warmes Licht. Ein berührender Abend, komponiert aus den ewigen Sehnsüchten der Menschen.

LAUREN NEWTON – Komposition und Gesang
GUNNAR BRANDT-SIGURDSSON – Musikalische Leitung und Gesang
LILITH MAXION und FRANZISKUS CLAUS – Sprechtheater
Chor aus Dessauer und Coswiger Jugendlichen
KOHO MORI-NEWTON – Bühne
ALDO GUGOLZ – Fotografie und Projektionen
TI TO – Klanggestaltung
MARIE PERMENTIER – Produktionsassistenz:
CHRISTINE NAGEL – Libretto, Regie und Künstlerische Leitung
Die allerersten, die in den Nachkriegstagen und noch davor hier in die Kuppel gestiegen waren, hatten einen gravierenden Grund: Sie wollten ihr Überleben bezeugen, ihre Freiheit nach Jahren als Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene nicht unweit vom Mausoleum. Dieser Moment, den Grauen der Arbeitslager nicht nur der Junkerswerke entkommen zu sein, muss unendlich bewegend gewesen sein. Dank ihrer Inschriften haben wir davon Kunde. Es folgten die amerikanischen und russischen Besatzungssoldaten und in den folgenden Jahren dutzende Dessauerinnen und Dessauer, die ihre Namenskürzel hinterließen. Manch Spruch mag eine Jugendsünde gewesen sein.
Im Mittelpunkt der Inszenierung steht der Raum selbst: mit seiner wechselnden Akustik, Klangfülle und Schönheit. Die Mitwirkenden machen sich ihm dienstbar und sprechen mit seinen Stimmen.
Das Mausoleum im Georgengarten Dessau ist die ehemalige Grabstätte der Herzöge von Anhalt und heute Teil des Dessauer Tierparks. Es wurde 1894-1898 nach Plänen des Berliner Baumeisters Franz von Schwechten errichtet. Nach dem Zweiten Weltkrieg war es viele Jahre lang baufällig, erst nach der Wiedervereinigung gab es Sanierungsmaßnahmen an Dächern und Fassade. Inzwischen wird die imposante Fassade und die Wiese vor dem Gebäude wieder für Kulturveranstaltungen und OpenAirs genutzt. Veranstaltungen innerhalb des Mausoleums sind jedoch sehr selten. Seit 2022 finden Konzerte der Reihe NEUE MUSIK IM FLÄMING hier einen besonders reizvollen akustischen Raum.
Impressionen von der Premiere und den Proben aus dem Jahr 2023!

I love you / like apple sauce / tender / as spinach
my heart / pounds like /
a horse’s foot / when I / see you / you branch
(inscription in German)
Mit besonderem Dank an Klaus-Dieter Mehlhorn (Jugendbauhütte) und Jan Bauer (Tierpark Dessau), Dr. Frank Kreißler (Stadtarchiv Dessau) und an Martina Picek für Casting und Organisation des Kinderchores.
Die Produktion des Vokaltheaters HIERGEWESEN wird 2024 gefördert durch das Land Sachsen-Anhalt, LOTTO Sachsen-Anhalt, die gvl und das Kulturamt der Stadt Dessau. Die Toiletten werden uns freundlicherweise vom Bauunternehmen KLEMM zur Verfügung gestellt.





