Festival Duette Improvisierter Musik
Christoph Gallio & Dietrich Eichmann
Nino Locatelli & Alberto Braida
Frank Paul Schubert & Alexander von Schlippenbach
In der Improvisierten Musik und im Progressiven Jazz spielt seit jeher die dialogische Situation des Duos eine große Rolle für die Weiterentwicklung dieser Kunstformen. In drei Konzerten an einem Tag stellen wir drei Duos vor, deren künstlerische Verfahren auf verschiedenen Prinzipien beruhen.
Samstag 28. Juni 2025
16 Uhr – Christoph Gallio (CH) – Saxophon & Dietrich Eichmann – Klavier Christoph Gallio und Dietrich Eichmann haben in den verschiedensten Zusammenhängen, aber noch nie als reines Duo miteinander gearbeitet. Während einer dreitägigen Residenz in Jeber-Bergfrieden bringen sie ihre individuellen musikalischen Ansätze in Dialog.
18 Uhr – Giancarlo Nino Locatelli (I) – Klarinette & Alberto Braida (I) – Klavier Die Italiener Nino Locatelli und Alberto Braida haben in den letzten 30 Jahren als Duo einen individuellen Stil entwickelt, der Elemente des Jazz in einer sparsamen, pointillistischen Sprache geradezu komprimiert.
20 Uhr – Frank Paul Schubert – Saxophon & Alexander von Schlippenbach – Klavier Frank.
Paul Schubert und der legendäre Musiker der ersten Stunden des europäischen Free Jazz, Alexander von Schlippenbach, treffen seit über einem Jahrzehnt immer wieder im Duo aufeinander und stehen in diesem Programm für die Free Jazz Tradition.

Der Saxophonist und Komponist Christoph Gallio lebt und arbeitet in Baden, Schweiz. Als Musiker pflegt er die freie Improvisation sowie die Interpretation meist eigener Musik. Auf Augenhöhe arbeitet er immer wieder gerne mit Vertretern anderer Disziplinen wie Tanz, bildende Kunst oder Lyrik zusammen. Neben Kompositionsaufträgen schreibt er für seine Bands und eigene Projekte. Christoph Gallio leitet mehrere Bands, u.a. DAY & TAXI und ROAD WORKS, und seit 1986 führt er das PERCASO Label. Tourneen brachten ihn nach Kanada, die USA, Russland, Kasachstan, Japan, China. Konzerte gab und gibt er in der ganzen Schweiz und im nahen Ausland. Christoph Gallio war bei der Gründung der Werkstatt für Improvisierte Musik (WIM) in Zürich mit dabei. Zudem ist er Mitglied des Schweizer Musik Syndikats (SMS) und des Schweizer Tonkünstler Vereins (STV).

Dietrich Eichmann wuchs in West-Berlin auf und studierte Komposition bei Wolfgang Rihm in Karlsruhe sowie bei Frederic Rzewski am Conservatoire Royal de Musique de Liège (Belgien). Seine Musiksprache wurzelt im Jazz und in der improvisierten Musik, verbunden mit einer radikalen und kompromisslosen Arbeitsweise als Komponist. Unter seinen Hauptwerken finden sich das Konzert für Peter Brötzmann und das Ensemble Modern „Prayer to the Unknown Gods of the People Without Rights“, das Klavierkonzert „Entre deux guerres“ und drei Musiktheater. Seine Arbeit als Komponist und Pianist in der Improvisierten Musik ist international durch Rundfunkproduktionen und Tonträger dokumentiert. Der Großteil seiner Kompositionen ist in der Edition Gravis, Berlin, verlegt.

Das Duo Braida-Locatelli, das sowohl mit freier Improvisation als auch mit komponiertem Material bestens vertraut ist, begann seine Zusammenarbeit im Jahr 1996. Seither konzertieren sie in Europa und in den Vereinigten Staaten. Das Duo hat zahlreiche Veröffentlichungen vorzuweisen, darunter Diciannove Calefazioni (Takla Rec. 1999), Due (Zrec 2004), Big Margotta Brokenresearch LP 2010, Nel Margine (Red Toucan 2013), From Here From There (We Insist! Records 2021) und Kollaborationen mit Peter Kowald ‚Aria‘ (Free elephant 2004) und Gino Robair ‚Piovono bici‘ Smonta Tutto (Rastascan 2010), sowie aktuell ‚In Motion‘ auf We Insist! Records. In ihrer improvisierten Musik verschmelzen die Klänge und die Stille des Jazz, der Polyphonie und der zeitgenössischen Musik zu einer spannungsgeladenen, luziden und kristallklaren Reise – tiefes Zuhören für ein echtes Duo, bei dem eins plus eins eins ergibt.
Giancarlo Nino Locatelli ist ein italienischer Jazzmusiker und Improvisator. Er studierte zunächst Klavier, schloss sein Studium 1985 jedoch mit dem Hauptfach Klarinette ab. Er spielte und veröffentlichte Aufnahmen mit Steve Lacy, Paul Lovens, Peter Kowald, Wolfgang Fuchs, Elliott Sharp, Zeena Parkins, Wadada Leo Smith und vielen anderen. Steve Lacys Werk hatte einen großen Einfluss auf Locatellis musikalische Entwicklung. Seit 1996 arbeitet er mit dem Pianisten Alberto Braida zusammen. Er hat Originalmusik für verschiedene Theater produziert und erforscht seit mehr als zwanzig Jahren mit dem Schauspieler Antonello Cassinotti die Beziehung zwischen Wort und Ton. 2011 präsentierte er für die Sendung „Battiti“ auf RAI Radio3 das Soloprogramm „So Long!“ über Kompositionen von Steve Lacy. 2013 folgte eine Soloplatte, 2016 erneut eine Adaption von Werken Lacys mit der Bigband „Pipeline“, beide auf dem Label WE INSIST!, dessen künstlerischer Leiter er seit 2018 ist.
Alberto Braida begann das Klavierspiel im Alter von sieben Jahren und konzentrierte sich von Anfang an auf Improvisation und die Beziehung zwischen Improvisation und Komposition. Sein Klavierstudium schloss er am Conservatorio Nicolini in Piacenza ab. Seine wichtigsten Projekte sind das Duo mit Nino Locatelli, das Duo ANSER mit der Geigerin Virginia Sutera und das Quartett CATS IN THE KITCHEN mit Sutera, Silvia Bolognesi (Bass) und Cristiano Calcagnile (Schlagzeug). Während seiner Karriere hat er viele Alben für mehrere Labels veröffentlicht, darunter Stradivarius, Clean Feed, WE INSIST!, Red Toucan, Nuscope, Explico und andere. Er spielte und arbeitete mit vielen Musikern wie Liz Allbee, Antonio Borghini, John Butcher, Günter Christmann, John Edwards, Wolfgang Fuchs, Peter Kowald, Paul Lovens, Phil Minton, Frances-Marie Uitti zusammen und trat auf zahlreichen Festivals in Europa, den Vereinigten Staaten und Kanada auf. Oft hat er auch mit Tänzern, Schauspielern, Regisseuren und Dichtern zusammengearbeitet. Braida unterrichtet Klavier und Harmonielehre an der Accademia Musicale F. Gaffurio in Lodi und hat einen persönlichen Ansatz für den Musikunterricht entwickelt, insbesondere für die Improvisation. Er leitete Meisterkurse und Workshops an Grund- und Mittelschulen, Musikakademien, Kulturvereinen und internationalen Festivals. Zusammen mit dem Geiger A. Campagnari und dem Klarinettisten G. Locatelli war er künstlerischer Leiter des Festivals „Contemporaneamente“ in Lodi, das der zeitgenössischen Musik und der improvisierten Musik gewidmet ist.

Frank Paul Schubert (*1965 in Neuss / NRW) begann 1982 autodidaktisch Saxophon zu spielen, erhielt später Unterricht bei Lajos Dudas und absolvierte ein klassisches Saxophonstudium bei Prof. Hugo Read an der Musikhochschule Aachen. Er setzte sich intensiv mit der Musik Anton Weberns und Olivier Messiaens, sowie mit außereuropäischen, insbesondere indischen Improvisationsmodellen auseinander und entwickelte daraus seine charakterische Melodik und den originellen Einsatz alternativer Spieltechniken. Von 1999 bis 2024 lebte er in Berlin. Schubert veröffentlichte zahlreiche Tonträger auf internationalen Labels und arbeitet(e) mit Musikern wie Alexander von Schlippenbach, Andreas Willers, Johannes Bauer, Günter Baby Sommer, Olaf Rupp und Vertretern der englischen Improvisationsszene zusammen. Konzertreisen führten ihn in die USA, nach Kanada, Japan und durch Europa.
Seit nunmehr 60 Jahren gilt der Pianist und Komponist Alexander von Schlippenbach (*1938) als einer der wichtigsten Impulsgeber der europäischen Jazzentwicklung. Seine legendären, zum Teil seit Jahrzehnten bestehenden Formationen wie das Globe Unity Orchestra (seit 1966) oder das Schlippenbach-Trio (seit 1970) haben Musikgeschichte geschrieben. In den Bands „Monk’s Casino“ und „LOK.03“ hat er seinen unverwechselbaren Improvisationsstil auch in einen generationsübergreifenden Zusammenhang gestellt.
2025 ist die NMIF Teil des Programms der WelterbeRegion Anhalt-Dessau-Wittenberg.
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Die Konzertreihe „Neue Musik im Fläming 2025“ wird gefördert vom Land Sachsen-Anhalt, von LOTTO Sachsen-Anhalt, Energieberatung Iris Baschwitz und AGE Distribution International 